Die kleine Schwester des Glücks

Wer von uns erinnert sich nicht daran, wie wir als Kinder dazu angehalten wurden, uns zu bedanken, meist für ein Geschenk. Den meisten wird dies damals als eine unangenehme Pflicht erscheinen sein – vor allem dann, wenn das Geschenk nicht den lang gehegten Wünschen entsprach. In diesem Zusammenhang spricht man ja auch von Dankespflicht und sogar von Dankesschuld. Doch Dankbarkeit zeigen zu müssen, ohne sie zu empfinden, kommt einem irgendwie lästig und falsch vor. Das haben wir schon als Kinder gefühlt. Und vielleicht liegt hier ja auch eine Ursache für das große Missverständnis um die Dankbarkeit in unserer Zeit. Denn dankbar zu sein, hat natürlich nichts mit Pflicht oder Schuld zu tun, sondern ist ein Grundgefühl, das wir Menschen ebenso wenig entbehren können wie Liebe, Wärme oder Geborgenheit.

Wer dankbar ist, ist auch zufrieden, weil Dankbarkeit die kleine Schwester des Glücks ist.

Sie ist zwar nicht grandios, überwältigend und strahlend wie das Glück – dafür aber die wesentlich zuverlässigere Weggefährtin. Mit ihr wird das Leben leichter, schöner und gelassener. Dankbarkeit schenkt uns einen Blick für das, was gut in unserem Leben ist, statt gelassener. Dankbarkeit schenkt uns einen Blick für das, was gut in unserem Leben ist, statt uns mit dem zu quälen, was alles besser oder nur anders sein könnte. Dankbarkeit verbindet und versöhnt uns mit der Welt, in der wir leben, und vermittelt uns die Gewissheit, dass wir nicht allein sind. Darin verborgen – wie ein Schatz – steckt die Wertschätzung für das Leben selbst, für Menschen, die wir lieben, für die Wunder der Natur.

Dankbarkeit ist das vielleicht schönste Geschenk, das ein Mensch sich selber machen kann.

Verfasser unbekannt

Unvollkommen

In meinen Beziehungen zu Menschen habe ich herausgefunden, dass es auf lange Sicht nicht hilft, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin.

Es hilft nicht, ruhig und freundlich zu tun, wenn ich ärgerlich bin und Bedenken habe.

Es ist nicht hilfreich, so zu tun, als wüsste ich Antworten, wenn ich sie nicht weiß.

Es hilft nicht, den liebevollen Menschen zu spielen, wenn ich im Augenblick feindlich gestimmt bin.

Es hilft nicht so zu tun, als wäre ich voller Sicherheit, wenn ich eigentlich beängstigt und unsicher bin.

Ich habe entdeckt, dass diese Behauptung sogar auf einer sehr einfachen Ebene gültig ist: Es hilft nicht so zu tun, als sei ich gesund, wenn ich mich krank fühle. (…)

Ich spüre, dass ich den Umständen gerechter werde, wenn ich mir erlaube, so zu sein, wie ich bin. Es ist für mich einfacher geworden, mich als einen entschieden unvollkommenen Menschen zu akzeptieren, der keinesfalls zu jeder Zeit so handelt, wie er handeln möchte. (…)

Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich.

von Carl R. Rogers